“Ich habe heute leider kein Foto für dich!”

Ein bisschen so wie bei der Model-Casting-Show ist es schon, wenn man auf ein liebevoll geplantes Angebot die Antwort bekommt: “Ich habe heute leider keinen Auftrag Foto für dich!” Absagen sind niederschmetternd, vorallem freitags um 14.30Uhr. Aber ich finde sie auch an anderen Wochentagen und Uhrzeiten äußerst schmerzhaft. Wer mich kennt, weiß, dass ich äußerst akquise-unwillig bin. Ich empfinde es als hoch unangenehm mich selber anpreisen zu müssen wie auf dem Fischmarkt. Dazu gehört nämlich nicht nur sich selber über den grünen Klee zu loben, sondern auch dem anderen das Gefühl zu geben, dass er gerade ein echtes Schnäppchen macht. Leider deckt sich meine Selbstwahrnehmung nicht mit meiner Vorstellung von Schnäppchen. Und wenn ich den Reaktionen auf meine Preise glaube, geht das anderen auch so.

Leider ist das ein ziemliches häufiges Problem, wenn man in der Textbranche arbeitet:

Manche Menschen denken, dass das heutige Echo ihres früheren Deutsch-Leistungskurses noch ausreicht um “sowas” selber zu schreiben. Die stören mich insofern nicht, als dass sie mich gar nicht erst anfragen.

Andere sind schon einen Schritt weiter: Da sie erkannt haben, dass ihnen Zeit und/ oder Talent fehlt, fragen sie bei Menschen wie mir an. Sie hätten da gerne etwas geschrieben. Nachdem ich mir den Umfang und den Inhalt sowie Verwendungszweck habe erklären lassen, mache ich der Person dann ein Angebot. Darin kalkuliere ich meinen Arbeistaufwand in Stunden, nehme das mal meinen Stunden-Preis für Recherche bzw. Texten und das Ergebnis ist mein Angebot.

Und hier liegt vielleicht auch schon der Hund begraben: ich berechne meine Arbeitszeit. Und nicht die entstehenden Wörter. In Anbetracht von Seiten wie textbroker erscheint das etwas altmodisch. Dort wirbt man damit, dass man Texte bereits ab 1,3 Cent pro Wort bekommt. Meine Erfahrung ist, dass kurze Texte oft sogar mehr Zeit kosten als längere. Und deshalb mache ich es wie die meisten Selbstständigen in anderen Branchen auch: Ich berechne meine Arbeitszeit. Und verweigere Portale wie textbroker. Führt eventuell zu mehr Absagen, gibt mir aber bei der wenigen Arbeit dann ein besseres Gefühl. Wie gut, dass es in der aktuellen Brand Eins so einen schönen Artikel zur Selbstbestimmung gibt. Gleich habe ich wieder das Gefühl, doch nicht so falsch zu liegen.

Für diesen Text hätte ich jetzt 46,93 Euro bekommen. Hm….vielleicht sollte ich mein hohes Ross doch verlassen?

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